Der geistig ausgerichtete Mensch gewinnt durch seine Fehler
Demut.
Er erkennt und wird überzeugt, dass er ein schwacher Mensch
ist, ausgesetzt der Sünde, wie die übrigen Menschen, und ausgesetzt dem Fall. Er ist
nicht überheblich, hochfahrend und denkt nicht bei sich, dass er irgendetwas sei, so wie
der Apostel Paulus sagte: Wer also zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt
(1. Kor 10:12).
Wenn der Unwissende sündigt, wird er schwach, fährt fort
zu sündigen und gewöhnt sich an den Fall; unter Umständen verzweifelt er, wird von
Trauer überwältigt und bricht zusammen.
Der Weise aber erkennt durch seinen Fehltritt die List der
Teufel, ihre Angriffe und ihr Eindringen in die menschliche Seele, daher sieht er sich vor
und ist äusserst aufmerksam. Vielleicht hilft ihm dies, andere rechtzuleiten, da er des
Weges äusserst kundig ist.
Der geistig ausgerichtete Mensch lernt durch seine Fehler,
mit anderen Mitleid zu haben, so wie der Apostel sagte: Denkt an die Gefangenen, als
wäret ihr mitgefangen; denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in eurem
irdischen Leib." (Hebr. 13:3).
Wenn deshalb ein geistig ausgerichteter Mensch zu Fall
kommt, fühlt er stärker mit dem anderen, er schilt und verurteilt nicht im Übermass,
denn er weiss selbst, wie stark die Teufel sind und wie schwach die menschliche Seele.
Der geistig ausgerichtete Mensch lernt aus seinen Fehlern,
sich im Gebet für sich und für andere zu üben, denn er ist überzeugt davon, dass der
Sieg des Menschen sich nicht auf seine Kraft und seine Geschicklichkeit stützt, sondern
auf die Hilfe Gottes, der uns im Zuge seines Sieges führt; deshalb ist er ständig
dem Gebet verbunden und sagt zum Herrn: "Gib mir Halt, dann finde ich Rettung"
(Ps 119:117) und "kämpfe stellvertretend für mich" (Neh 4:14).
So wie einer, der nach Nutzen strebt, aus seinen Fehlern
lernt, so lernt er auch aus den Fehlern der anderen.
Deshalb erlaubte Gott in seinem heiligen Buch, dass uns von
den Fehlern der anderen, sogar der Propheten und Rechtschaffenen erzählt wird, damit wir
aus ihren Fehlern Nutzen ziehen können.
Gott, der "vom Starken Süsses" (Ri 14:14) kommen
lässt, vermag auch uns durch jeden Fehler eine nützliche Lektion zu erteilen, zu unserer
eigenen Errettung ... und so lernen wir von jedem einzelnen, dem wir in unserem Leben
begegnen: am Frommen nehmen wir uns ein Beispiel und durch unseren Fehler und die Fehler
anderer gewinnen wir Erfahrung und Achtsamkeit.